Ich hab irgendwie die sehr naive Vorstellung, daß Journalisten sich mit der Materie auskennen sollten über die Sie schreiben. Daß das völlig realitätsfremd ist und meist einfach nur ein bischen recherchiert und dann ein Artikel zurechtgestückelt wird, will ich irgendwie nicht wahrhaben. Ist aber natürlich so. Traurig sind dann so Sachen, wie dieser Artikel im UniSpiegel über einen professionellenCounterstrike Spieler. Grade von der Studentenausgabe vom Spiegel würde man ja vermuten, daß sie ein bischen mehr dran sind an der Materie. Leider scheint hier aber mal wieder jemand am Werk gewesen zu sein, die von der Materie wenig bis keine Ahnung hat.
Der Artikel ist das übliche Blah-Blah für Leute, die das erste Mal was über das Thema lesen und stellt einigermaßen gleichberechtigt die unterschiedlichen Positionen zum Problemkomplex da, wobei ich manchmal ein unterschwelligen Drall hin zur »Ballerspiele = böse«-Fraktion zwischen den Zeilen gemerkt zu haben meine (allein der Begriff »Ballerspiel« ist ja schon etwas negativ und mag er noch so sehr im Sprachgebrauch verankert sein). Vielleicht ist das aber auch meine Subjektive Interpretation, da die Autorin es anscheinend eher ordentlich mag und somit mit mir nicht viel gemein haben kann, wenn sie ernsthaft Sätze wie diesen ablässt:
»Darunter ein paar postpubertäre Pickelgesichter mit Nietengürteln, Militärhosen oder Totenkopf-Shirts, vor allem aber nette Durchschnittstypen wie Stolle alias Moon.«
Richtig schlimm wird es aber, wenn es um die Materie an sich geht: am Anfang des Artikels wird Wow als »Das Kriegsdrama vor mittelalterlicher Fantasy-Kulisse« bezeichnet, was wohl schon an sich eine der verquersten und unzureichensten Beschreibungen von World of Warcraft ist, die ich bisher gelesen habe. Völlige Unkenntnis zeigt die Autorin dann, wenn das Spiel am Ende des Artikels nochmal (natürlich im Zusammenhang mit Computerspielsucht) genannt wird, wo es plötzlich heißt:
»Jede freie Minute sei für das Schieß-Spiel “WoW” draufgegangen, damals« …
Wie genau kommt man dazu solche Fehler zu machen? Man muss ja wirklich überhaupt nichts über WoW wissen und auch nicht mal auf die Seite gegangen zu sein, um es als Schieß-Spiel zu bezeichnen.
Wie immer ist das eigentlich Erschreckende daran, daß man ja davon ausgehen muss, daß solche Fehler ständig und überall passieren, nur daß man sie einem bei Themen, von denen man selbst nicht so viel Ahnung hat niemals auffallen werden. Ich will gar nicht wissen, wie viele falsche Informationen (unwissentlich) über richtig komplexe Themen wie z. B. die Finanzkrise verbreitet werden.