Wer mal wieder einen richtig guten Ghibli-Film sehen will …

… die macht jetzt Makoto Shinkai:

YT-Trailer hier, ist leider wg. abartigem Vorschaubild uneinbettbar.

Ich war ja von allem was nach Howl’s Moving Castle kam (Earthsea, Ponyo, Arietty) echt enttäuscht (Poppy Hill war da eine leichte Verbesserung, ist aber auch total belanglos)* und bin insofern alles andere als gespannt auf das, was da sonst noch so kommt (irgendwas autobiographisches mit Kampfpiloten …).

Bei diesem Film (ja, ich nenn’ ihn nicht beim Namen) merkt man überall, dass da jemand die alten Ghibli-Filme (Laputa und Mononoke hauptsächlich) toll findet und sich massivst inspirieren lassen (=abgekupfert) hat.** Abgesehen davon, dass es genau null starke Frauenrollen gibt (und die weibliche Hauptfigur ständig gerettet werden muss. Argh.), ich das Characterdesign (diese Gesichter *shudder*) nicht ausstehen kann und alle Charaktere ausnahmslos wieder Whitey McWhite sind (gibt’s überhaupt nicht-weiße Menschen in Animes?)*** ist das ein sehr guter (und sehr langer aber nicht langweiliger) Film. Inklusive ein paar interessanter Plot-Entscheidungen. Etwas Props gibt’s auch dafür, dass die Fantasy-Welt mal nicht ausschließlich Generic European Middle Ages ist sondern z. B. Waffen etc. etwas arabisch aussehen. Oh und einer hat ‘ne Brille! Randgruppen-Plusplunkt!

Trotzdem braucht da irgenjemand mal einen gehörigen Arschtritt was den Titel angeht: Children Who Chase Lost Voices from Deep Below ??? Ja, okay, soooo lyrischmelancholischhaikuoriginell, I get it but still, fuck you. Von der Aussage her macht das ein bisschen mehr Sinn als die Übersetzung des Originaltitels: Hoshi o Ou Kodomo, was nach Wikipedia Children Who Chase Stars heißt und genau garnix mit dem Film zu tun hat (okay, Kinder hat’s). Dann noch ein Journey to Agartha davorgeballert (was ein sinnvoller aber total einfallsloser Titel wäre) und schon haben wir den längsten Titel aller Zeiten. Aber lieber gute Filme mit schlimmen Titeln als andersrum, insofern tobt euch da ruhig aus.

*Ich fand’ diverse Dinge bei Poppy Hill für die Filmanalyse nicht unspannend, ich hab’ so das Gefühl, dass sich Ghibli in eine eher konservative Richtung (klar, liegt das an der Zeit in der der Film spielt aber wieso suchen sie sich die aus?) entwickelt. [Spoiler!] Und dann diese „Oh, nein, wie können uns nicht lieben, weil: Inzest! Ach ne, doch nicht? Na, wär hätte das gedacht!“-Nummer. Facepalm. [/Spoiler]
** Twitch hat noch eine etwas eingehendere Analyse der Ghibli-Parallelen.
** Schwer zu sagen, siehe dazu Le Guins Kommentar zur Earthsea-Verfilmung. EDIT 2015: Hallo früheres Selbst: Solange nicht anders klargestellt sind erstmal alle Personen in Animes nicht weiß.