»Casshern«

Genau wie »Ghost in the Shell – Innocence« einer dieser Filme, die ich beim ersten Mal eher geht so finde und dann beim zweiten Mal recht begeistert bin.

»Casshern« ist ein Effektfeuerwerk sondergleichen, aber im Gegensatz zu den meisten Hollywood-Produktionen dieser Art sind die CGI’s nur an sehr wenigen Stellen störend. Erfreulich selten meint man, daß es jetzt doch vieleicht ein bischen weniger getan hätte. Erstaunlicherweise schafften die Macher es durch die massive farbliche Nachbearbeitung der Realszenen diese sehr gut mit den computergenerierten Teilen zu verbinden, so daß zumeist ein sehr einheitliches Bild entsteht. Natürlich ist auch die nachträgliche Colorierung und andere Effekte, ich sage nur »Bearbeiten -> Effekte -> Glow«, an einigen Stellen übertrieben, aber all das bewegt sich noch gerade im Bereich des Erträglichen.

Natürlich ist »Casshern« Blockbuster-Kino erster Güte, der merkwürdige altertümliche 50er-Jahre-Sci-Fi-Stil, dessen Vater wohl »Dark City« ist, der aber in letzter Zeit irgendwie zum Mainstream verkommt, wirkt leider etwas abgekaut, nichtsdestotrotz ist »Casshern« um Längen besser als andere »neue« Science-Fiction Filme wie zum Beispiel »Equilibrium«. Der direkte Vergleich mit »Sky Captain and the World of Tommorow« wäre hier sicher interessant und angebracht, allerdings habe ich den Film bisher nicht gesehen.

Inhaltlich ist »Casshern« überraschend stark. Während das meiste Effektkino ja weder mit einer brillianten Story (über die ich mir auch bei Casshern mal kein Urteil erlauben will) noch mit so etwas wie brillianten Tiefgang aufwarten kann beschäftigt sich »Casshern« – leider teilweise weit hinter der Grenze zum Kitsch – mit Themen wie Krieg, Genozit, Wiederauferstehung, Klonen etc. So wird der Film zu einer bildgewaltigen Parabel über Gewalt und Liebe, Vergeben und Hass und kann insofern zumindest als Anwärter für einen Science Fiction-Klassiker gesehen werden, die sich ja immer auf philosophischer Ebene mit den grundlegenden Fragen unseres Dasseins beschäftigen, was Hollywood leider vergessen zu haben scheint.

Schade ist, daß die Rolle der Luna – wie in solchen Filmen ja gern – relativ farblos und unbedeutend wirkt. Starke Frauen, die einen gleichberechtigten Part in der Geschichte spielen und nicht nur schmachtendes, ästhetisches Beiwerk sind, ist in dieser Art des Kinos wohl immer noch Utopie. Trotz alledem ist der Film grade wegen seiner beiden Hauptdarsteller ein Augenschmaus, es macht Spaß Tetsuya mit seinem an »Blame!« gemahnenden Anzug und seinen vemeindlichen Gegenspieler mit den weissen Haaren, der merwürdigen Frisur und dem blendend roten Umhang zuzusehen.