Fantasy-Buchcover-Designs

Warum sind Fantasy-Buchcover eigentlich immer noch circa hundertmal hässlicher als andere Buchcover?

Ein Schicksal, daß sie, glaube ich, mit Krimis teilen (nicht so mein Genre, aber was man in Buchhandlungen so sieht …). Viele Bücher würde ich überhaupt nicht in die Hand nehmen, wenn ich nicht irgendwie anders auf sie oder die Autoren aufmerksam geworden geworden wäre, durch Hörbücher oder Reviews etc.

Gutes Beispiel: das neuste Werk von Jonathan Stroud Heroes of the Valley bzw. Heroes – Das Tal der Wächter, wie der grausige Denglish-Titel hierzulande lautet. Schlimmstes Klischeebild, irgendwie unlieb mit Gold umrandet und hat genau 0% was mit dem Inhalt zu tun.* Auch die Bartimäus-Buchcover sind nicht gerade Design-Glanzleistungen, im Gegensatz zum glanzvollen okayen literarischen Inhalt. Dieses ungleiche Verhältnis von Buch und Cover ist mir das erste mal bei den schlimmen Titelbildern von Tad Williams Drachenbeintriologie aufgefallen. Und wenn man erstmal drauf achtet …

Garth Nix-Bücher sind besonders böse. Ich glaube, mein Hauptproblem bei diesem Thema ist, daß es bei Fantasy-Buchcovern eigentlich immer nur darum geht den Inhalt darzustellen/abzubilden (und nicht darum, ihn zu illustrieren**), was meist darauf hinausläuft einfach die Helden aufs Titelbild zu ballern. Das ist für jemanden, der Design und insbesondere Illustration studiert ein bischen billig und ich habe ja diese Krankheit, daß ich mir meine Phantasie gerne selbst mache, dankeschön, und niemanden brauche, der mir vorschreibt wie der/die Held/-innen auszusehen haben (deswegen Romanverfilmungen = schlimme Sache). Ich will Sabriel nicht auf dem Titelbild haben (und so sieht die auch nicht aus!). Basta.

Natürlich kann ich’s schon nachvollziehen, daß diese Buchcover irgendwie so aus der Ecke mit Rollenspielen und Science Fiction kommen und da will man halt so Airbrush-mässige Gemälde auf den Titeln, mit den Helden in Heldenpose und einem malerischen Hintergrund und keine ausgefeilten Designspielereien (auch, weil das die reaktionäre Zielgruppe verwirren würde). Wahrscheinlich muss man das Ganze immer in so einem Magic: The Gathering-Zusammenhang sehen. Zeitgemäß finde ich das aber trotzdem irgendwie nicht (ungeachtet der Frage ob Fantasy-Literatur nun zeitgemäß ist oder nicht, könnte den Büchern trotzdem zumindest manchmal ein hübsches Cover verpassen, wie anderen Büchern ja auch).

Im Grunde nicht wirklich schön aber für Fantasy-Buchtitel-Maßstäbe fast schon herrausragend sind da so Sachen wie Susanna Clarkes Jonathan Strange & Mr. Norrel oder Tad Williams aktuelle Shadowmarch-Trilogie. Und – wobei es sich eigentlich nicht um Fantasy handelt – die Kurzgeschichten-Sammlung von Neil Gaiman, Fragile Things.

* Abgesehen davon, dass der Inhalt genauso Fantasy-0815 ist wie das Cover …
** Eine Illustration sollte ja immer einen Zusatznutzen zum Text haben, etwas sichtbar machen oder aufzeigen, was der Text nicht zeigt oder leistet. Ein bloßes Visualisieren (eines Teils) des Textes ist nicht genug.

4 thoughts on “Fantasy-Buchcover-Designs”

  1. so sieht ein entsprechendes briefing aus:

    „Designer/in für Gestaltung Buchcover. 1. Band einer neuen, vierteiligen Science-Fiction / Endzeit-Serie.
    Autor: Christoph Zachariae (Darkside Park, Dunkel Träume)

    Stil:
    Endzeit im Sinne von „The Road“: Harter, trister, schmutziger Realismus. Das Cover soll farbig (entsättigt) und fotorealistisch sein. Mögl. ist eine Fotomontage aus vorhandenen Fotos oder Stockimages, oder eine fotorealistische Illustration. Motiv: Weibliche Hauptfigur (Rotblonde Rastalocken, helle Haut, Sommersprossen, blaue Augen, 19 Jahre, drahtig, Kalaschnikow, Fernglas) vor Ruinenlandschaft. Sie kann vollständig zu sehen sein, oder nur ihr Gesicht. Sie (oder Details von ihr) müssen in jeder Größe (also auch als Amazon-Thumbnail) erkennbar sein. Schriften müssen in jeder Größe lesbar sein. …“

    BOOOOOOORRRING!

  2. Die Bücher Patrick Rothfuss sind auch wieder ein gutes Beispiel für dieses Problem: Literarisch sicher anspruchsvoller* als manches, was sich Literatur schimpft aber die Cover … Ich SCHÄME mich, sowas zu kaufen!

    Und ich meine: Hallo? Was ist das für ein Konzept: „Hey, hier, ich hab ne brilliante Idee für den Titel, das wird der Hammer, Generationen werden davon Lieder singen. Also, pass’ gut auf: Wir nehmen eine Figur, und packen die vor einen Hintergrund! Landschaft! Straße! Geil, ne? Ist das nicht schlau? Ist das nicht DIE IDEE? Aber wird noch besser, festhalten: die Figur hat rote Haare! Genau wie die Hauptperson im Buch! Damit sind wir aus dem Schneider! Wir haben ein schon vier Trillonen mal benutztes Motiv so abgewandelt, dass es ENTFERNT was mit dem Inhalt zu tun hat! High Five!“

    Ihr solltet euch schämen. Ihr macht einen schlechten Job.

    * Update: No. Nononono. Patrick Rothfuss ist genauso dumm und reaktionär wie all die anderen Fantasy-Würste.

  3. Haha, ich wollte grad die Theorie aufstellen, dass man vielleicht nur ein halbes Jahrhundert warten muss um gute Cover zu bekommen, weil ich dachte, Tolkien wäre eine Ausnahme. Hatte ich leider nur teilweise recht.
    Auch meine nächste Theorie, dass es hauptsächlich die Schuld/der Verdienst der Verlage ist wie die Cover aussehen, (ich dachte, Klett-Cotta sind die guten) ist leider unhaltbar.

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