»Shadow of the Colossus« / »Wanda to Kyozō«

Ich bin ja wie gesagt nicht so der Hardcore-Gamer, als Apple-Nutzer wäre ich sonst bestimmt auch schon wahnsinnig geworden und außerdem ist das generell auch noch so ein Hobby was einen vom Arbeiten und von Freunden abhält.

Aber von »ICO« und »Shadow of the Colossus« hatte ich schon viel gehört und war ganz versessen darauf, weil simple, innovative Spielkonzepte gepaart mit hübscher Graphik (die jetzt nicht der Knaller ist aber für mich, der bei der Graphikentwicklung von PS1-Spielen hängen geblieben ist, kann sie sich durchaus sehen lassen) immer eine feine, aber natürlich auch seltene, Sache sind.

Der Abend war dann auch ein perfektes Beispiel dafür, was ein Computerspiel im Normalfall ist und was es sein könnte. Das erste Spiel war aufgrund eines Mißverständnisses nicht »ICO« sondern »Genji« ein mittelmäßiges Hack’n’Slay-Game im Samurai-Fantasy-Look: »Geh da hin, bring fünf Typen um, geh da hin bring den Endgegner um. Sammel Heilkräuter ein.« usw. usf. Langweilig.

»Shadow of the Colossus« wartet mit einem stimmungsvollen Vorspann, der von einem epischem Soundtrack unterlegt ist, auf, der auch im Rahmen des Spiels immer wieder für Begeisterung und Atmosphäre sorgt. Die Story ist so simpel, daß man gottseidank keinen Film draus machen kann: ein eher androgyner Krieger (der in Deutschland sinnvollerweise den aus dem Titel übernommenen Namen »Wanda« hat. Fast so witzig wie der Typ bei »Blame!«, der »Alter« heißt…) ist an das Ende der Welt gereist um ein Wesen darum zu bitten, ein Mädchen aus dem Reich der Toten zurückzuholen. Das Wesen ist bereit, ihm diesen Wunsch zu erfüllen, wenn er eine Anzahl (16) Götzen zerstört indem er die Kolosse, die sie repräsentieren besiegt.

Das Spiel ist der absolute Knaller, ich hatte es bisher bei keinem Spiel, daß einem einfach immer der Mund offen stehen bleibt, wenn diese riesigen, gewaltigen Viecher ankommen, mit einer Keule auf den Boden hauen, Erde fliegt weg, der Boden bebt, man wird von den Füßen gerissen stürzt hin. Oder wenn man in halsbrecherischer Manier auf diesen gigantischen Dingern rumkrabbelt, die Schwachstelle gefunden hat, ihm den finalen Stoß versetzen will und sich nur noch ganz wenig festhalten kann und das Vieh dann anfängt sich zu schütteln und man circa 40 Meter in die Tiefe stürzt und nochmal hochklettern muss.

Und als Sahnehäubchen gibt es dieses sehr süße, schwarze Streitroß, das auf den herzallerliebsten Namen »Agro« hört auf dem man neben dem normalen (zugebene etwas verplant aussehenden) Reiten auch noch so – bisher gottseidank völlig sinnfreie – Kunststücke wie sich auf das Pferd stellen und von dort mit dem Bogen schießen vollführen kann. Wie man sich an die Seite hängt habe ich leider noch nicht rausbekommen.

Das Gameplay ist außer der etwas nervigen Kamera erfreulich einfach gehalten, der Bogen hat unendlich Schüsse, das Schwert nutzt sich nicht ab, die Energie läd sich wieder von alleine auf, kein stundenlanges Suchen nach Heilkräutern, Waffenschmieden oder ähnlichem Firlefanz. Für zusätzliches Adrenalin sorgt die erwähnte »Festhaltekraft-Anzeige«, die sich leert je länger man ohne zu stehen auf den Kolossen herumklettert, wenn sich diese zum Ende neigt, kann einen die Kreatur abschütteln oder man fällt von allein in die Tiefe.

Alles in allem ein einzigartiges Spiel. Leider.