Character Design: Fantasy Games

Ich habe in letzter Zeit zwei Spiele gespielt, die auf visueller Ebene genau mein Spektrum von dem reprĂ€sentieren, was ich fĂŒr gutes und schlechtes Design von Fantasy-Spielen halte.

 

Fangen wir mit dem Guten an: Demon’s Souls. Das Spiel ist unendlich dĂŒster, gĂ€be es nicht einen leuchtenden Stein als Lichtspender dabei, wĂ€re es hĂ€ufig völlig dunkel. Und dieser Lichtradius ist sehr beschrĂ€nkt (was herrlich an Diablo erinnert), wie oft beschrieben, kĂŒndigen sich Feinde meist durch GerĂ€usche an bevor sie Sichtbar sind. Das Spiel mit Licht und Schatten, macht nicht nur einige nicht wirklich hochauflösende Texturen wieder wett, es trĂ€gt auch viel zur bedrĂŒckenden, dĂŒsteren Stimmung des Spiels insgesamt bei.

Desweiteren ist Demon’s Souls eines der (wenigen) Spiele, das grĂ¶ĂŸtenteils auf Waffen gigantischen Ausmasses und vor Muskeln fast explodierenden Charakteren verzichtet (negativ-Beispiele gibt es hier viele, ich nenne hier mal nur God- und Gears of War und leider auch Dantes Inferno). Ich kann solche wandelnden Fleischbrocken nicht ernstnehmen, vor allem, wenn ich sie spielen soll, solche Games sind insofern fĂŒr mich nichts. Das Einzige, was mir hier bisher in dieser Hinsicht bei Demon’s Souls negativ aufgefallen ist, sind die riesigen Raben (der Sinn erschließt sich mir hier nicht, im Gegensatz z. B. zu den Ratten aus Oblivion sind die Raben keine Feinde, mĂŒssen deswegen eigentlich nicht extra vergrĂ¶ĂŸert werden, damit sie gut zu sehen sind). Ich bin mir nicht ganz sicher, ob dieser Realismus das Spiel psychologisch noch schwerer macht, als es ohnehin schon ist, ich habe es erst mit meinem dritten Character, einem – im Gegensatz zu meiner JĂ€gerin und meiner Magierin – gut gerĂŒsteten Templer geschafft, das erste Level (1-1 
) durchzuspielen.* Daß die gespielte Figur kein muskelbepackter Typ ist, der einfach in eine Horde von Viechern springt und alles niedermacht, sollte einem nach den ersten Spielminuten klar sein und das zeigt einem das Character-Design sehr gut.

Auch alles andere ist stimmungsvoll inziniert, von den diversen DĂ€monen ĂŒber die In-Game-Elemente (die „Leichen mit Schatz“-Markierung, die Zielerfassung, etc.) bis hin zu den MenĂŒs, die sehr – fast zu – schlicht und technisch gehalten sind, sich aber immerhin nicht in missglĂŒckten gemaltem Pergament-Imitationen verlieren (siehe Oblivion).

Dragon Age: Origins ist das genaue Gegenteil, die Grafik und Character-Animation ist nicht nur grottig, es gibt auch absolut keine Schattenspiele, alles ist gleichmĂ€ssig langweilig ausgeleuchtet. Weibliche Charaktere haben ausnahmslos riesige BrĂŒste, die mĂ€nnlichen tragen RĂŒstungen, die ich einfach nicht ernstnehmen kann (mal abgesehen von aufs Dreifache skalierten Schulterpanzern verstehe ich nicht, was solche unendlich großen Schnallen da machen, haben die Macher Angst, daß die sonst nicht erkannbar sind? Ist das einfach nur peinlich oder was?). Auch generell herrscht hier wieder dieses GrĂ¶ĂŸenverhĂ€ltnis-Problem vor, was mir meine bisherigen AusflĂŒge in die Welt der MMORPGs schnell verleidet hat: Die Charaktere wirken wie Zwerge** in einer (schlecht texturieren) Umgebung. Ich bin immer noch nicht dahintergekommen was dieses Missverhaltnis fĂŒr einen Sinn hat (können HĂ€user etc. sonst aus der Ferne nicht erkannt werden?).

Gibt es irgendwas, das ich nicht doof fand, an diesem Spiel? Die Geschichte vielleicht, öfters mal vor eine moralische ZwickmĂŒhle gestellt zu werden, war recht erfrischend. Aber alles andere war echt zum abgewöhnen, Orks kann ich irgendwie als Gegner ĂŒberhaupt mehr nicht ernst nehmen (Skelette und Zombies, okay, aber Orks? C’mon, das macht ein Spiel fĂŒr mich immer zu einer schlechten Kopie von Mittelerde) und ich verstehe nicht, warum die Charaktere „Das sollte kein Problem sein“ sagen, wenn ich sie einen Zauber wirken lasse. Das versetzt mich in so eine komische „unsichtbarer AnfĂŒhrer“/Gott-Position, die fĂŒr das Hineinversetzen in die Charaktere nicht gerade förderlich ist.

Inhaltlich sind die Spiele kaum zu vergleichen, ich bin aber eigentlich ganz froh ĂŒber Demon’s Souls, das zur Abwechslung mal kaum Handlung hat und sich auf klassisches Dungeon-crawling/Hack ‘n’ slay verlĂ€sst. Action-RPG heißt das heutzutage anscheinend. Schön, mir steht grade nicht so der Sinn nach beschaffe Item X, rede mit Person Y und morde Person Z.

Okay, hier nochmal Trailer fĂŒr Dragon Age: Origins*** und Demon’s Souls. Im Grunde eine gute Zusammenfassung beider Spiele und warum ich das eine gut und das andere schrecklich finde (Dragon Age war so ein Verlegenheits-Ding, weil Red Dead Redemption in der Videothek ausgeliehen war).

* Kann natĂŒrlich auch sein, daß ich erst beim Templer begriffen hab, wie das Spiel so funktioniert (nĂ€mlich jeden Feind als Gegner sehen, Angriffsmuster studieren, eine Taktik entwickeln und zuschlagen).

** Über diese hahnebĂŒchend unrealistischen Blutspritzer-Effekte lasse ich mich jetzt einfach mal nicht aus.

*** Oder: wer wissen will, wie scheiße Dragon Age wirklich ist, schaue sich bitte dieses Video an (und hier nochmal worum’s bei Demon’s Souls geht).